Erster «Swiss Computer Science Challenges Award»
Preis-würdige Schweizer Informatik-Visionen
Nach Meinung von Lorenz Hilty, auf dessen Initiative der Award zurückgeht, lässt sich jede Wissenschaftsdisziplin am besten an Hand ihrer grossen ungelösten Fragen darstellen. Das gelte auch für die Informatik. «Mit dem Wettbewerb haben wir deshalb die Schweizer Informatik-Community und insbesondere jüngere Forschende dazu aufgerufen, die grossen zukünftigen Herausforderungen ihres Fachs zu bestimmen», so Hilty, der selbst Informatik studierte, an der Universität Zürich lehrt und die Empa-Abteilung «Technologie und Gesellschaft» leitet. Gemäss Hilty zielt der Preis darauf ab, das Bewusstsein für die Informatik als Wissenschaftsdisziplin zu stärken und eine Grundlage für visionäre Forschungsprojekte auf dem Gebiet der Informatik in der Schweiz zu schaffen. Hilty und seine Kolleginnen und Kollegen aus der Jury sind deshalb nicht nur erfreut über die rege Beteiligung an dieser erstmaligen Ausschreibung, sondern auch über die hohe Qualität der eingereichten Arbeiten. | ||
Preise sollen motivieren, Projektanträge
einzureichen |
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Für Jurymitglied und Vertreter der Hasler Stiftung Jürg Kohlas von der Universität Freiburg ist es nun entscheidend, die Preisträgerin und die Preisträger auch bei der Weiterführung ihrer Forschungsarbeiten zu unterstützen. «Nachhaltigkeit wird bei der Hasler Stiftung gross geschrieben», sagte er anlässlich der Medienkonferenz an der EPF Lausanne. «Deshalb haben wir die PreisträgerInnen auch eingeladen, uns ihre Anträge für die weitere Unterstützung ihrer Forschungsprojekte einzureichen», so Kohlas weiter. | ||
Das Siegerprojekt: eine kulturell wandlungsfähige
Software Warum sehen südkoreanische Websites anders aus als nordamerikanische? Würde ein Europäer eine chinesische Suchmaschine benutzen? Wie gehen Afrikaner in Ruanda mit dem Internet um und wie mit Lernsoftware? – Das User-Interface eines Softwareprodukts muss auf den kulturellen Hintergrund der Benutzer eingehen, anderenfalls werden diese es ablehnen oder mit geringerem Erfolg anwenden. Die für das Softwaredesign relevanten kulturellen Unterschiede werden aber gemeinhin unterschätzt. Der kulturelle Hintergrund der Benutzer entscheidet beispielsweise, ob sie vom System Schritt für Schritt geführt werden wollen oder lieber selber die Initiative ergreifen; ob sie die Funktionen übersichtlich geordnet vorfinden oder lieber durch eine Netzwerkstruktur navigieren möchten; ob sie ein spartanisches Design oder aufwendig animierte Oberflächen bevorzugen. Software soll sich also ortsunabhängig dem individuellen kulturellen Hintergrund der Benutzer anpassen und dadurch international anwendbar sein. |
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Die Preisträgerin Katharina Reinecke, Doktorandin am Institut für Informatik der Universität Zürich, hat die Jury überzeugt, dass die Vision der kulturell anpassungsfähigen Software eine fundamentale Herausforderung für die Informatik darstellt. Sie hat Wege vorgestellt, wie diese Probleme in einem interdisziplinären Forschungsansatz bearbeitet werden könnten. Das Thema hat eine hohe gesellschaftliche Relevanz, weil nicht zuletzt das Teilhaben der Entwicklungs- und Schwellenländer an der Informationsgesellschaft – Stichwort «Digital Divide» – und die Erhaltung kultureller Diversität davon betroffen sind. Bereits in ihrer Diplomarbeit hatte Katharina Reinecke E-Learning-Software für landwirtschaftliche Berater in Ruanda entwickelt. | ||
«Wissende Übersetzungssysteme» – das
zweitplatzierte Projekt Automatische Übersetzungssysteme haben in den vergangenen Jahren grosse Fortschritte gemacht. Dennoch gibt es auch nach Jahrzehnten der Forschung noch immer keine guten maschinellen Übersetzungen. Das führt unter anderem dazu, dass die Suche im Internet wichtige Dokumente übersieht, weil sie in einer anderen Sprache verfasst sind. Das Web ist längst nicht mehr nur englischsprachig; Chinesisch, Spanisch, Japanisch, Französisch, Deutsch, Arabisch und Portugiesisch sind dem Englischen «auf den Fersen». |
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Die Preisträger Davide Picca, Doktorand an der Universität Lausanne und derzeit Gastforscher an der Columbia University in New York, und Marco Pennacchiotti, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken auf dem Gebiet der Computerlinguistik, haben die Jury überzeugt, dass eine kommende Herausforderung für die Informatik darin besteht, Ansätze der maschinellen Übersetzung zu verbinden, die bisher getrennt voneinander verfolgt wurden: semantische Ansätze, die die Bedeutung des zu übersetzenden Textes zu repräsentieren versuchen, und statistische Ansätze, die aus bestehenden Übersetzungen Regeln ableiten, nach denen Texte übersetzt werden können. Eine intelligente Verbindung beider Ansätze würde es erlauben, sowohl statistisch generierte Regeln als auch vorhandenes Wissen in die maschinelle Übersetzung einzubeziehen. Ein Durchbruch auf diesem Gebiet wäre von hoher gesellschaftlicher Bedeutung, vor allem für mehrsprachige Länder wie die Schweiz. | ||
Auf Platz drei: Effiziente Arbeitsteilung für
Computerprozessoren |
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Die Jury des «Swiss Computer Science Challenges Award»
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