Verhängnisvoll ist ein Loch im Schlauchboot nur, wenn die
Luft derart schnell entweicht, dass das rettende Land nicht mehr
erreicht wird. Weniger dramatisch, doch gleichwohl unangenehm ist
es, auf einer löchrigen Luftmatratze die Nacht zu verbringen.
Doch selbst darauf liesse sich noch ungestört schlafen, wenn
die Luft nur langsam genug ausströmte. Selbstreparierende
Schichten aus porösem Material sollen in Zukunft dafür
sorgen, dass Membranen von aufblasbaren Objekten nicht nur
wasser-und luftdicht sind, sondern kleine Löcher sich auch
selber stopfen können. Zumindest vorübergehend.
Die Idee hierfür stammt aus der Natur. In ihr entdecken
Bionik-Fachleute immer wieder verblüffende
Konstruktionsprinzipien, aus denen Ingenieure dann zahlreiche
technische Lösungen ableiten. So auch zur Selbstreparatur von
Materialien: Der Selbstheilungsprozess der Pfeifenwinde
(Aristolochia macrophylla), eine Liane in den Bergwäldern
Nordamerikas, lieferte den Biologinnen der Universität
Freiburg im Breisgau den entscheidenden Hinweis. Werden die
verholzten Zellen des Festigungsgewebes, die den Pflanzen ihre
Biegefestigkeit verleihen, verletzt, verarztet sich die Pflanze
durch «erste Hilfe». Parenchym-Zellen des darunter
liegenden Grundgewebes dehnen sich rasch aus und verschliessen die
Wunde von innen. Erst in einer späteren Phase setzt die
eigentliche Heilung ein, das ursprüngliche Gewebe wächst
nach.
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