|
Legende: Kreatives Outfit der besonderen Art
mit Lichteffekten. |
|
Ein
erfrischendes Referat über Zeitgeist, Trends, Stil, Mode hielt
Jeroen van Rooijen, Redaktionsleiter des monatlich der NZZ und NZZ
am Sonntag beiliegenden Magazins «Z – die schönen
Seiten». Er beleuchtete aktuelle Trends. In den Megacities
dieser Welt seien schöne Beispiele textiler Architektur und
mobiler Wohnungen zu finden. Textilien könnten als
Leichtbaumaterial für Autos dienen, der Klimawandel erfordere
Kleidung mit verbesserter Schutzfunktion, die Nachhaltigkeit
wiederum eher natürliche Fasern und Materialrecycling. Dem
Trend zur totalen Individualität mit Massanfertigungen steht
die soziale Verantwortung für alle entgegen. Das vermehrt
digitale Leben verlangt nach interaktiver Mode, das Bedürfnis
nach «Wellbeing» nach weichen, sensitiven Stoffen, die
Gesundheits- und Fitnesswelle fordert noch mehr Funktionalität
der Kleidung. Alles grosse Herausforderungen an die Schweizer
Textilwirtschaft. |
|
Für
Julian Eichhoff von Institut für Textiltechnik an der RWTH
Aachen sind «smarte» Textilien solche mit
elektronischen Funktionen oder funktioneller Ausrüstung
beziehungsweise auch funktionelle Bekleidungssysteme. Elektronische
Bauteile und textile Elektronik wie gestickte Leiterbahnen und
textile Schalter eröffnen neue
Geschäftsmöglichkeiten. Die Verlagerung der
Funktionalität in die Faserebene bietet noch mehr
Möglichkeiten: Dadurch können Fasern leuchten oder
für angenehm warme Füsse sorgen. In der Medizin lassen
sich so die Vitalfunktionen von Babys, der
Flüssigkeitshaushalt betagter PatientInnen oder die
Herztätigkeit von LeistungssportlerInnen überwachen. In
Entwicklung sind Bodenbeläge, die durch textile Sensoren
unerlaubte Eindringlinge melden, und Temperatursensoren, die
Feuerwehrleute vor gefährlichen Situationen warnen oder der
Einsatzleitung Informationen über die Leistungsfähigkeit
ihrer Leute geben. Mit Sensorsystemen ausgerüstete Seile
vermindern den Wartungsaufwand bei Liften und Fallschirmen. |
|
|
|
|
|
An der
begleitenden Ausstellung wurden Innovationen vorgestellt. |
|
|
|
Nicht alltägliche Textilanwendungen
Empa-Forscher Manfred Heuberger stellte seine Arbeiten mit
elektronisch leitenden Fasern vor. Sein Ziel sind elektronische
Textilien dank metallisierten Fasern. Lukas Scherer, auch
Empa-Wissenschaftler, sprach über optisch leitende Fasern, zum
Beispiel für Leuchttextilien zur photodynamischen
Therapie. |
|
Weben
mit Metallfäden ist eine Herausforderung für Alex Simeon
(Hochschule Rapperswil) und Martin Jettler (G. Bopp + Co. AG). Die
Drähte müssen dünner als 1/15 eines menschlichen
Haares sein, erst dann lassen sie sich zu Geweben zum Sieben,
Filtrieren oder für den Siebdruck verarbeiten. |
|
Wie sich
Textilien beim Design von Fassaden oder Gebäuden einsetzen
lassen, zeigte Andrea Weber Marin, Professorin an der Hochschule
Luzern für Design + Kunst anhand einer Machbarkeitsstudie
für textile Fassaden. Peer Haller vom Institut für Stahl-
und Holzbau der TU Dresden wiederum nutzt Textilien zum
Verstärken von tragenden Holzbauteilen. Der so erzeugte
Verbundwerkstoff zeigt gegenüber Holz allein verbesserte
Eigenschaften hinsichtlich Festigkeit, Steifigkeit und
Verformbarkeit. |
|
|
|
|
|
Auch die neuen
Armeesocken, ein Projekt von armasuisse und Empa, waren
vertreten. |
|
|
|
Karl
Böhlen, Experte für Nanostrukturen bei der Firma 3D AG,
«färbt» Textilien ohne Pigmente, allein durch
Lichtbrechung und holografische Effekte. Projektionen in Innen- und
Aussenräumen werden auf Textilien mit Mikro- und
Nanostrukturen durch entsprechendes Dimensionieren und Inszenieren
realisiert. |
|
Um die
Gleitfähigkeit von Skifellen ging es bei Albert Roux und Vitus
Schweizer von der Firma Colltex, die in der Schweiz rund die
Hälfte der 90'000 pro Jahr weltweit verkauften Skifelle
herstellen. Gefragt sind Felle, die auf jedem Schnee und bei
unterschiedlichen Temperaturen ähnlich gut gleiten. |
|
Als
gelungenen Abschluss liess Tünde Kirtein von der
Schweizerischen Textilfachschule STF interaktive Kleider
vorführen, die durch Bewegung plötzlich
Gewittergeräusche von sich geben, Blitze aussenden oder bei
denen aufgenähte Federn elegant im Wind tanzen. Und ihr
Kollege Heinrich Schenk zeigte, wie Textilien auch noch eingesetzt
werden können, beispielsweise zum Verhüllen des
Reichstags in Berlin, ein Kunstwerk von Christo und
Jeanne-Claude. |
|
|