Die Geschichte der POPs in den letzten 50 Jahren
Die Sedimentschichten im Bohrkern lassen sich wie
«Jahrringe» von Bäumen lesen, Schicht für
Schicht bis zurück ins Jahr 1953, als der Oberaar-Stausee
angelegt wurde. «Wir konnten anhand der Schichten
bestätigen, dass in den Jahren von 1960 bis 1970 in grossem
Stil POPs produziert wurden und auch im Bergsee ablagerten»,
sagt Christian Bogdal, der an der Empa seine Dissertation über
die Umweltbelastung mit diesen organischen Stoffen geschrieben hat
und nun an der ETH Zürich auf dem Gebiet weiterforscht.
Ebenfalls gut zu erkennen sei gewesen, wie die Schadstoffmenge
zurückging, als Anfang der 1970er-Jahre viele dieser
umweltgefährdenden Stoffe verboten wurden.
Mindestens genauso eindrücklich – und einigermassen
überraschend – war laut Bogdal allerdings auch der
erneute Anstieg der POPs in Sedimentschichten, die nicht älter
sind als zehn, fünfzehn Jahre. Die Menge an chlorhaltigen
Chemikalien läge beispielsweise ab Ende der 90er-Jahre bis
heute gar zum Teil höher als in den 60ern und 70ern. Ein
möglicher Grund dafür: Der See wird hauptsächlich
vom Oberaargletscher gespeist, dessen Zunge sich seit 1930 um 1.6
km zurückgezogen hat, allein in den letzten zehn Jahren
schrumpfte er um mehr als 120 Meter und konnte so relativ grosse
Mengen an den gespeicherten toxischen Substanzen freigeben.
Gletscher sind deshalb – wie von UmweltforscherInnen schon
lange vermutet und nun erstmal nachgewiesen – ernst zu
nehmende sekundäre Quellen für den erneuten Eintrag von
POPs in die Umwelt.
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